Reisebericht Herbst 2013


 Werner Stahel

Reise nach Betini

Zusammen mit Toya (jetzt Schulpräsident in Betini), seinem Schulleiter und Badri (Toya's Sohn) fuhren wir von Kathmandu nach Betini. In grösseren Orten, wie in Trishuli wurde nach Stoff für neue Schulkleider Ausschau gehalten. In Betrawati hielten wir vor einem grossen, farbigen Tuchladen. Nun wurden geruhsam Farbe, Qualität und Preis verglichen. Man ward sich einig mit blauem Hemdenstoff und mit Grau für die Hosen. - Eine Frau, die in ihrer "Chräze" Ingwer anbot liess sich vor dem Laden nieder und verkaufte die duftenden Wurzelknollen. - Am späteren Nachmittag erreichten wir Betini. Natürlich entdeckten die Kinder schnell, dass ein Fremder und doch Altbekannter gekommen war. Es war mein dritter Aufenthalt in Betini in den letzten Jahren. Vor 2 Jahren lehrte ich ein paar Kindern "Fingerspiele". Ich war überrascht wie sie freudig daherkamen und mir das damals Gelernte vorführten.

 

Dashain-Fest

Anfangs Oktober feiert Nepal das Dashain-Fest, eines der ganz grossen Familienfeste in Nepal. Schulen und Industrie haben für 3 Wochen Ferien und die Familien treffen sich.

Dashain ist auch die Zeit, in der die Schulen mit einem besonderen "Programm" den Quartalsabschluss begehen. SchülerInnen, Ehemalige und Eltern, ja das ganze Dorf Betini waren dazu eingeladen. Toya nutzte diese Gelegenheit, um mich willkommen zu heissen. Der Verein NEfA finanzierte ein Abendessen, welches der örtliche Bauernverband zubereitete. Schon morgens früh waren Bäuerinnen und Bauern am Rüsten und kochten in grossen Pfannen auf offenem Feuer vor ihren Häusern.

Das "Programm" begann um Mittag mit dem Einzug einer traditionellen nepalesischen Musik im Schulhof. Mit Blumen und Blumenketten begrüssten mich die Schulkinder und Eltern. Ansprachen und Schüler-Tanzvorführungen, aber auch selbst inszenierte Schülersketches wurden vorgetragen. Schlussendlich erhielten die Schulkinder Auszeichnungen für gute Leistungen und neue Schulkleider von NEfA finanziert. Gegen 16 Uhr brachten die Bauern die grossen Pfannen mit duftendem Reis und diversem Gemüse und verteilten gut 250 Malzeiten und Tee den Anwesenden. Diese bedankten sich mit langem Applaus für diesen festlichen Abschlusspunkt.

Glücklicherweise war der Himmel heute leicht bedeckt, sodass die Hitze erträglich war. Auf dem Heimweg zu Toya's Haus wurde ich spontan durch die Köchinnen zu einem Papaya-Schmaus eingeladen. Die Verständigung auf Englisch haperte und ich versuchte es mit meinen wenigen nepalesischen Wortbrocken. Gegenseitig konnten wir herzhaft über unserer Sprachkünste lachen.

 

 

Bauernverband in Betini (Farmer-Club)

Drei Tage später lud der Bauernverband zu einem Empfang in seinem kleinen Versammlungslokal ein. Alle hatten nicht Platz dort drinnen. Mit Blumen dankten die Bäuerinnen und Bauern unserem Verein für die vielfältige Unterstützung, für Exkursionen und Gemüsesamen. Seit dem Besuch von Dagmar (Präsidentin NEfA) im April 2013 bauten etliche Bauern Bambus-Gewächshäuser. Die darüber gespannte Plastikfolie schützte die Tomaten, Gurken und Peperoni vor dem Sommermonsun. Das von Dagmar mitgebrachte Bio-Saatgut von Sativa Rheinau gedieh vorzüglich im warmen Klima von Betini auf 1‘000 m.ü.M. Durch das warme Herbstwetter mit tagsüber 25-30 Grad konnten auch im Oktober noch Tomaten geerntet werden. Die Bauersleute verkauften die Tomaten in den naheliegenden Läden, aber auch im eine Stunde Fussmarsch höher gelegenen Kalikastan, das mit seiner High-School und unzähligen Läden ein Zentrum der Region ist.

Dem Kassier konnte ich Fr. 150.- für die feine Mahlzeit der 250 Gäste und Kinder im Schulhof überreichen.

 

Trekking

Nach den Dashain-Festwochen machten wir uns zu dritt auf, zu einer 10-tägigen Trekkingtour. Toya, unser Verbindungsmann in Nepal begleitete Rainer Jucker (ein NEfA-Mitglied) und mich in die Gegend, nahe der tibetischen Grenze. Wir erlebten immer wieder neue Höhepunkte: Heisse Thermalbäder (48°), einzigartige urtümliche Dorfarchitektur, durch die Baumkronen huschende Affenbanden, ein Himalaya-Panorama unter blauem Himmel mit unzähligen Siebentausendern, Edelweiss und Enzian in „Massen“ und unzählige freundliche Begegnungen mit hart arbeitender Bergbevölkerung. Die würzige und fettreiche Yakmilch und der daraus gemachte Käse mundeten auf 3‘100 m besonders. Die aufgehende Sonne verdampfte den dicken Morgen-Reifen sehr schnell und wohlige Wärme begleitete uns tagsüber.

 

Schulbauten und Begegnungen

Das Obergeschoss des neuen Schulgebäudes wurde vor dem Dashain-Fest fertig gestellt, innen wie aussen. Die Verputzarbeiten liess Toya durch Ortsansässige ausführen. Auch wenn diese etwas mehr Zeit brauchten als routinierte Auswärtige, so blieb das Geld doch im Dorf und die Bewohner bleiben mit ihrer Arbeit im Schulhaus stets verbunden. Die zwei Zimmer für die Kindergarten-Klassen im Erdgeschoss waren sehr sorgfältig und kunstvoll bemalt. Das nächste Ziel ist, das zweite Obergeschoss zu bauen und das Gebäude mit einem Dach zu vollenden.

Auf einem meiner Spaziergänge in der faszinierenden Terrassenlandschaft rund um Betini wurde ich von zwei ehemaligen Schülerinnen angesprochen, die nun in Kathmandu in einer durch die USA unterstützten Privatschule die 9. Klasse besuchen. Sie bedankten sich für unsere Unterstützung der Dorfschule in Betini und wollten gerne wissen, warum die Wirtschaftssysteme zwischen der Schweiz und Nepal so weit auseinander klaffen. – Keine einfache Diskussion unter dem riesigen heiligen Baum nahe dem öffentlichen Bad.